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Aktuelles  ·   08.06.2022

2000 km zu Fuß

Im Laufe der Zeit kommen und gehen bei uns viele Gäste. Einen weitgewanderten haben wir gebeten, uns einen kurzen Bericht von seiner Reise zu geben:

Grüß Gott! Ich heiße Siegfried Lenzgeiger, bin 60 Jahre alt und seit 1.12.2021 Pensionär. Ich war Polizeibeamter und u. a. zuständig für Jagdrecht und Naturschutz in Bad Wörishofen (Pfarrer Kneipp!) – Landkreis Unterallgäu. Dort wohne ich auch (87733 Markt Rettenbach) mit meiner Ehefrau auf einem 60 Jahre alten Bauernhof. Meine -5- erwachsenen Kinder kümmern sich derzeit um Haus und Hof, sowie Hühner, Enten und Gänse, denn ich habe mich am 1.12.21 bei Schneetreiben zu Fuß auf den Weg gemacht, Deutschland ein Jahr (365 Tage) kennenzulernen. Das war ursprünglich als Wanderung von „Gasthaus“ zu „Gasthaus“ geplant, doch die Vorschriften der Bundesregierung und der Länder machten alles zunichte. So wurde es zu einem Abenteuer. Übernachten im Zelt – jeden Tag die Suche auf dem Weg nach einer überdachten, windgeschützten Stelle. Essen nur im Freien. Waschen mit Wasserflasche auch bei Minustemperaturen oder auf den Toiletten von Tankstellen oder Einkaufsmärkten. Die Angst der Bevölkerung und Auswirkungen der Vorschriften war zu spüren und zu sehen. Bis in den Januar 2022 hinein waren die Fußgängerzonen verwaist. Viele Schaufenster leer und Abstand oberstes Gebot. Trotz allem wurde ich auch in dieser Zeit von Personen privat für eine Nacht oder auch einmal zum Duschen aufgenommen. So war es mir möglich, gesund in die warme Jahreszeit zu gelangen. Mein bisheriger Fußweg führte mich vom Allgäu bei Memmingen, über die Schwäbische Alb, den Taunus, an den Rhein bei Wiesbaden. Mal im Tal, mal auch dem Bonner Höhenweg folgend gelangte ich so nach Xanten. Von dort querte ich nach Münster und folgte der Ems bis Leer zu Fuß. Friesland ist kein Land für Wanderer – vor allem nicht bei Sturm und Regen. So kaufte ich mir ein „Holländer-Fahrrad“ auf dem meine beiden Rucksäcke (trage vorne einen mit 5 kg – hinten mit ca. 20 – 25 kg) Platz hatten. Tja, die Kommunikation mit der Bevölkerung war damit stark reduziert, dafür aber konnte ich die auf der weiteren Strecke: Emden – Jadekanal – nach Wilhelmshaven – Oldenburg – Bremen – Hamburg – Elbe bis Brunsbüttel – Nord-Ostsee-Kanal (Kaiser-Wilhelm-Kanal) bis Rendsburg – noch einmal an die Nordsee nach Husum und abschließend nach Flensburg, die großen Städte hervorragend besichtigen. In Flensburg sandte ich das Rad nach Hause und lief den Ostseewanderweg (Eckernförde, Kiel, Lübeck, Rostock, Stralsund, Greifswald, Usedom bis Ahlbeck). Danach führte mich der Tipp eines Weitwanderers dazu, über Ahlbeck zur Burg Klempenow zu laufen um dort 4 Tage mit einem Canadier die Tollense von Neubrandenburg bis Demmin zu fahren. Nun kam ich über Friedland, dem Wanderweg E9a folgend, hierher nach Gehren. Ein Tag Pause tut sowohl meinen Füßen gut (nur 2x Blasen gehabt) als auch meiner Gesundheit (Essen – Trinken – Wäsche waschen). Bisher musste ich feststellen, dass es in Deutschland keine Verständigungsschwierigkeiten gibt. Überall wird einem geholfen, man muss nur offen aufeinander zugehen. Was an Mecklenburg-Vorpommern absolut auffällig ist: Eine wahnsinnige Artenvielfalt an Vögeln, die häufig bis in die späte Nacht Konzert geben. Wann ich da an die Gegend im Ruhrpott denke, wo durchweg „menschlicher Lärm“ zu hören war, komme ich regelrecht ins Schwärmen. Als gläubiger Mensch kann ich nur staunen über jeden Tag.

Die häufig gestellten Fragen

Wie viele Kilometer laufen Sie am Tag?

Wie viele Kilometer sind Sie bisher gelaufen?

Was war bei der Orkanwetterlage?

Was sagt die Frau dazu?

Warum macht man so etwas?

Wir wünschen Siegfried Lenzgeiger (links) weiterhin eine tolle Reise und alles Gute!